Das Requiem für dunkle Energie und Materie

“Gerade in Zeiten, in denen die Physik nicht einmal fünf Prozent des Universums zu beschreiben scheint, während der Rest im Dunklen liegt, kann es lohnen, die Grundlagen einer Wissenschaft auf den Prüfstand zu stellen und zu revidieren.”
(Meinard Kuhlmann, Juni 2016 im “Physik Journal”)

Der Satz von der Erhaltung der Energie ist als Erhaltungssatz generell ein Axiom, das keiner Begründung bedarf. Denn daß unbelebte Dinge von sich aus so bleiben wie sie und was sie sind, ist eine Selbstverständlichkeit, die Physik erst ermöglicht. Wo keine Ursache, da keine Wirkung. Daher gilt es, daß allen Aussagen zur Physik dem Erhaltungssatz von der Energie gerecht werden müssen, soll es sich um Wissenschaft handeln. Als Heisenberg im Frühjahr 1925 in einer einsamen Nacht auf Helgoland feststellte, daß seine Energiematrix dem Erhaltungssatz der Energie genügt, hatte er “das Gefühl, durch die Oberflüche der atomaren Erscheinungen hindurch auf einen tief darunter liegenden Grund von merkwürdiger innerer Schönheit zu schauen …” So wußte er, daß er auf dem richtigen Weg war. Was für das Allerkleinste in der Physik gilt, gilt natürlich auch für das Allergrößte, was Gegenstand der Physik sein kann, den Kosmos. Der von uns beobachtbare Kosmos ist aus einem gemeinsamen Ereignis hervorgegangen, das Big Bang genannt wird. Bei Berücksichtigung des Energieerhaltungssatzes ist aber schon klar, daß es Folge einer zusammenströmenden Materie gewesen sein muß, weshalb die Unterscheidung von Kosmos und Universum geboten ist. Deshalb lautet mein auch schon an anderer Stelle genanntes Motto: Die Kosmen kommen und gehen, doch die Energie, das Universum bleibt.

Die Superexplosion am Anfang des Kosmos hat zwei Kräfte hervorgebracht, die sie spiegeln: die kosmische Fliehkraft und die Schwerkraft, auch Gravitation genannt. Was wir einzig positiv feststellen können ist, daß die Schwerkraft in jedem Radius um einen Körper herum in ihrer Summe immer die gleiche bleibt, was Newton mit seiner Gravitationsgleichung zum Ausdruck bringt, die auf ihre Weise so auch dem Erhaltungssatz genügt. Die Schwerkraft wirkt der kosmischen Fliehkraft entgegen und bei einem Gleichgewicht beider entsteht das, was wir als Planetensysteme, Galaxien und als sehr alte Kugelsternhaufen kennen. Für mich ist die Schwerkraft ein durch den Big Bang verursachtes Verschränkungsphänomen, das alle betroffene Materie zueinander hinstreben läßt, um wieder in den Anfangszustand zu kommen. Aber wie ihre Stärke schon nicht ausgereicht hat, die Expansion des Kosmos zu verhindern, so kann sie das immer weniger, je mehr der Kosmos sich ausdehnt, weshalb die Fliehkraft sich immer mehr durchsetzt. Es bedarf dazu keiner eigens erfundenen dunklen Energie. Was gibt es daran nicht zu verstehen? Die Beachtung des Erhaltungssatzes der Energie macht jede Spekulation überflüssig.

Weil Flieh- und Schwerkraft von Anfang an zusammen existieren, zeigen sie sich überall und für alle Zeit als die Resultierende der örtlichen Stärke beider miteinander ringenden Kräfte. Und weil eben wegen des Energieerhalts gilt, daß Materielles von sich aus in seinem Zustand bleibt, erlahmt die Fliehkraft auch nicht bei der von uns gesehenen Bewegung der Sterne und Galaxien, von der viele Kosmologen in der Vergangenheit mitfühlend ausgegangen sind. Unbelebten fehlt es einfach an Bewegungsorganen und an einem Bewegungswillen, wie beim Lebendigen, sondern objektiv verharrt es von sich aus ohne Zeitfaktor in seinem Zustand. Da astronomische Geschwindigkeitsmessungen es immer mit der Resultierenden aus Gravitation und Fliehkraft zu tun haben, können reine Gravitationsgleichungen den Phänomenen nicht gerecht werden. In die Gleichungen gehört ein Faktor für die Fliehkraft aufgenommen, der mit dem Abstand zur gravitierenden Materiemenge wüchst. Der ist nicht nur bei der Expansion des Kosmos zu beachten, sondern offensichtlich auch bei der Rotation von Galaxien. Im Newsletter vom März 2017 von pro-physik.de wird gemeldet, daß Messungen an “sechs massereichen Galaxien im fernen Universum” zeigten, daß “die Außenbereiche dieser fernen (kompakten) Galaxien langsamer rotieren als die inneren Regionen.” Bei zeitlich nahen ausgedehnten Galaxien dagegen ist es umgekehrt. Diese sind eben schon so groß, daß sich die immanente Fliehkraft außen immer stärker bemerkbar machen kann. Um Einsteins Gravitationsgleichung beibehalten zu können, hat man eigens eine “Dunkle Materie” ersonnen, die das Phänomen der schnelleren Rotation erklären soll, die jedoch einfach nur die Folge der Energieerhaltung ist, hier der der Fliehkraft, und keiner äußeren Begründung bedarf. Wieder ist zu fragen: Was gibt es daran nicht zu verstehen? Wer freilich wegen seines deterministischen Weltbildes immanente Ursachen nicht gelten lassen will, dem wird meine Argumentation sowieso befremdlich sein. Ich aber versuche, unter Berücksichtigung der Beobachterrolle von der Sache her zu denken, weshalb ich keine Hilfsannahmen brauche.

Es stellt sich die Frage, ob nicht auch Atome und chemische Elemente als verschränkte Einheiten angesehen werden können, ebenfalls mit Hilfe gewaltiger Energien entstanden, den Supernovae, so daß in der Teilchentheorie auf die rein hypothetischen Gluonen als verbindende Kräfte verzichtet werden kann. Bei der im Umlauf befindlichen Gravitationstheorie sind es wiederum rein hypothetische Gravitonen, die für die Wechselwirkung sorgen würden. Die als notwendig angesehenen Stellvertreter sind also schon da und die Verschränkung erklärt uns ihre Bedeutung! Wenn wir es so sehen, wäre die Einheit der Physik durchgehend wieder hergestellt – allein bereits durch die Beachtung des Energieerhaltungssatzes, der nicht überschätzt werden kann.

Helmut Hille

Helmut Hille

Robert Mayer gewidmet
Heilbronn, den 3. April 2017

Helmut Hille ist freier Autor und lebt in Heilbronn. Schwerpunkt seiner Arbeit sind erkenntniskritische Studien. Er ist Mitglied der Deutschen Physikalischen Gesellschaft e.V. (DPG) und war Gründungsmitglied und lange im Vorstand der Gesellschaft für Kritische Philosophie (GKP), Nürnberg, die in ihrer Zeitschrift „Aufklärung und Kritik“ 14 Arbeiten von ihm  veröffentlichte. Von 1955 bis zu ihrer Auflösung im Jahre 1984 war er ebenfalls Mitglied der Keyserling Gesellschaft für Philosophie.

Website: www.helmut-hille-philosophie.de
Weitere Literatur auch hier: WEGE DES DENKENS