URLAUBSINSELN IM ALLTAG
Diese Insel betrete ich, indem ich eine Pause mache und mich von meinem Arbeitsplatz etwas entferne oder zumindest mich an diesem auf eine entspannte Weise hinsetze. Ich schließe die Augen und spüre meinen Atem – nehme wahr, wie er von selbst fließt. Für einige Momente lasse ich mich möglichst nur auf das Atemspüren ein. Dabei lenke ich meine Aufmerksamkeit auf meine Körpermitte und mein Becken, also den Bereich, auf dem mein Oberkörper ruht. Diesen Bereich verbinde ich gefühlsmäßig mit dem Ein- und Ausatmen. Auf diese Weise zentriere ich mich und lasse mich zur Ruhe kommen. Wenn Gedanken auftauchen, lasse ich sie weiterziehen und halte mich nicht mit ihnen auf. Dann lasse ich um meinen Mund und auf meinem Gesicht ein Lächeln entstehen. Ich lächle mir entspannt zu mit einer liebevollen Einstellung. Diese verstärke ich manchmal mit einem gedachten oder gesprochenen Satz, der Wertschätzung für mich und das Leben ausdrückt.
Diese Übung oder kleine Meditation empfinde ich nicht nur als sehr angenehm – so, als würde die Urlaubssonne mich anstrahlen. Sie hat auch eine Wohlfühl-Wirkung und sie verstärkt meine Gelassenheit. Deswegen suche ich diese Insel gerne in meinem Alltag auf. Das heißt, ich mache eine kurze Pause mit Atmen, Zentrieren und Lächeln oder wende diese Dreiheit für den Einstieg in eine Meditation an. Manchmal kann ich, während ich etwas tue oder arbeite, diese Dreiheit praktizieren. Dies empfinde ich dann als ein Zugleich von Aktiv-Sein und Bei-mir-Sein, von Tätigkeit und Ruhe.
Mir ist bewusst, dass diese Pause mir leicht gelingt, weil ich sie im Urlaub eingeübt habe und weil ich ihre Bestandteile seit vielen Jahren pflege. Doch hat nicht jede/r von uns ihre oder seine Formen, eine kleine, feine Pause einzulegen und sich dabei zu entspannen? Manchmal braucht es nur eine Reaktivierung dieser Pausenformen und einen Impuls, einige kleine Übungen für Entspannung und (Selbst-)Wahrnehmung zu kombinieren und sie mit einem Bild von Urlaub oder Glück zu verbinden – und schon haben wir eine kleine, feine und kostenlose Urlaubsinsel für unseren Alltag.
Bei mir kam dieser Impuls, als ich im Urlaub Qi Gong (mein geliebtes Hui Chun Gong) machte und hierbei das bewusste Atmen, Lächeln und Zentrieren im Körper praktizierte. Plötzlich war der Gedanke da: Diese wunderbare kleine und feine Dreiheit kann ich doch auch während des Tages anwenden und genießen! Kann mit ihr Pausen machen und mich in jenen Situationen unterstützen, bei denen meine Gelassenheit „flöten geht“ und mir Hitze oder Anspannung in den Kopf steigt. So erlebte ich im Urlaub feine Pausen mit diesem Wohlfühldreiklang. Und es war erleichternd und hilfreich, mich mit diesem Dreigespann durch Situationen tragen zu lassen, die für mich eher stressig sind.
Nun bin ich dabei, diese Dreiheit immer wieder aufleben zu lassen, so dass sie nicht nur eine schöne Erinnerung an einen wunderbaren, aber vergangenen Urlaub ist, sondern eine kleine, feine und kostenlose Urlaubsinsel in meinem Alltag bleibt.
Günter Alfred Furtenbacher
Günter A. Furtenbacher war als Seminarleiter (viele Jahre gemeinsam mit Rosemarie Schneider-Bassett), Coach und Therapeut tätig. Heute lebt er in Ruhestand mit seiner Partnerin nahe der Wachau (Niederösterreich) und übt sich in der Kunst der Gelassenheit.