Alles geht vorbei!

Wer für seinen Ruhm und Wohlstand Respekt genießt, hat keinen Grund zur Überheblichkeit, denn eines Tages wird es damit vorbei sein. Und umgekehrt brauchen Sie auch nicht zu verzweifeln, wenn Sie pleite oder schlecht angesehen sind, denn das geht ebenfalls vorüber. Über kurz oder lang ist alles Heutige Vergangenheit.

Einst hatte eine Königin einen Traum, in dem ihr gesagt wurde, daß sie alles im Leben bewältigen könne, wenn sie nur einen bestimmten Satz im Kopf behielte. Das machte sie überglücklich. Doch als sie aufwachte, war der Satz vergessen. Die Königin gab ein Vermögen für einen Diamantring aus, versammelte dann die Minister um sich und verkündete ihnen: “Dieser Ring ist für denjenigen, dem es gelingt, mir den Satz aus meinem Traum zu nennen.”

Zwei Tage später suchte ein alter Minister die Königin auf und bat sie, ihm den Ring zu übergeben.

“Und, habt Ihr den Satz?”, fragte sie.

Der alte Mann nahm den Ring mit und ließ etwas eingravieren. Dann gab er ihn der Königin zurück und ging wortlos wieder. Als die Herrscherin das Schmuckstück betrachtete, erkannte sie in der Gravur den Satz aus ihrem Traum: “Alles geht vorbei!”

Von da an lebte die Königin streng nach diesem Motto. Unabhängig davon was das Leben ihr brachte, blieb sie gelassen, denn sie hatte begriffen, daß alles, was wir Menschen erleben und erfahren – Ruhm, Schande, Scheitern, Wohlstand, Berühmtheit, Gewinn – eines Tages der Vergangenheit angehört.

Mit freundlicher Genehmigung entnommen aus dem Buch “Das Glück findet Dich dann, wenn Du es nicht suchst” – Buddhistische Weisheitsgeschichten und Inspirationen für die kleinen und großen Stürme des Alltags – von Khenpo Sodargye, Lotus-Verlag, München, ISBN 978-3-7787-8281-1

Mit Verlaub eine Anmerkung der Redaktion: Bismarck, so sagt man, trug ebenfalls einen Ring mit einem Text, der auf der Innenseite (unsichtbar für Außenstehende) graviert war, und mit dem er sein Vermächtnis weitergab: “Nie Krieg mit Rußland”. Wäre sein Vermächtnis doch bekannter geworden, den heutigen Friedensmutigen doch wieder zum Leitsatz …