Im Brust- und Herzraum viel Raum für das freie Fließen der Atem-, Lebens- und Liebeskraft zu haben vermittelt nicht nur ein angenehmes Körpergefühl, es fördert auch unsere physische Gesundheit und unser psychisches Wohlergehen. Die Hilfsmittel, um unseren Brust- und Herzraum zu weiten und als offenen Raum für Leben und Liebe zu erfahren, tragen wir in uns und wenden wir täglich an, doch meist zu wenig bewußt und gezielt. Es sind dies: Atmen – Lächeln – liebevolles Denken, Vorstellen und Handeln. Im folgenden sind zwei einfache Übungen mit diesen Mitteln beschrieben: eine Bewegungsübung im Stehen und eine meditative im Sitzen. Beide benötigen nicht viel Zeit, sind leicht zu erlernen und haben gute Wirkungen.
Grundlagen
Atmen: Den Brustraum weiten geschieht bei den Übungen durch tiefes, bewußtes und entspanntes Atmen. Wir atmen lange und viel Luft ein und gehen immer so weit mit dem Atem, wie es noch angenehm ist. Das heißt, wir können auf sanfte Weise bei jedem Atemzug das Atemvolumen allmählich erweitern. Wir atmen auch lange aus, um die verbrauchte Luft (Restluft) so vollständig wie möglich aus dem Körper zu bringen und viel Raum für frische Luft zu haben. Durch diese tiefe Atmung wird unsere Lunge gut belüftet. Die Lüftung des Lungenraumes und Öffnung unseres Atemraumes wirkt zugleich erfrischend auf den Blutkreislauf. Sie schwemmt Gifte und Schadstoffe aus dem Körper und regt den Stoffwechsel an. Müdigkeit wird abgebaut, Wachheit und Wärme nehmen zu. Das Atmen sollte durch die Nase erfolgen.
Lächeln: Indem wir lächeln, unterstützen wir das entspannte Atmen, lockern unsere Muskeln vor allem im Gesicht und können leichter unser Herz für die aufbauende Kraft des Lebens (für Liebe) öffnen.
Liebevolles Denken und Vorstellen: Unsere Aufmerksamkeit lassen wir auf achtsame und liebevolle Weise. im Herzraum sein und den Atemfluß wahrnehmen. Diese achtsame und liebevolle innere Haltung können wir durch gezielte Gedanken und Vorstellung unterstützen. Anregungen hierzu werden bei den Übungen gegeben.
Bewegungsübung im Stehen
Wir stehen mit den Füßen hüftbreit auseinander, die Zehen zeigen nach vorn, gut verankert, locker in den Knien, der Oberkörper aufrecht, das Becken leicht nach hinten. Bevor wir in die Bewegung gehen, nehmen wir erst einige tiefe Atemzüge und lächeln uns dabei zu. Die Hände legen wir mit den Handinnenflächen unterhalb des Nabels auf den Bauch. Wir sind dabei mit unserer Achtsamkeit im Brustraum und stimmen uns auf Offen- und Weitsein ein. Vom Bauch aus führen wir beim Einatmen die Hände und Arme vom Körper weg und heben sie gleichzeitig schräg nach oben, so daß wir zu einer Haltung kommen, wie sie das Bild darstellt. Unsere Aufmerksamkeit geht bis in die Fingerspitzen hinein.
In dieser Dehnung machen wir eine kleine Atempause und atmen dann entspannt und lange aus, indem wir die Hände und Arme in einem Bogen langsam zum Bauch zurückführen. Wir achten auf das lange Ausatmen, um die Restluft nach außen zu bringen. Wichtig ist, daß wir gerade beim ersten Ausführen dieser Übung mit dem Dehnen behutsam vorgehen, uns dabei nicht anstrengen und übernehmen, sondern allmählich die Dehnung erweitern. Die Übung können wir ca. 4 – 10 mal ausführen. Dabei möglichst bei offenem Fenster oder in frischer Luft üben.
Mit etwas Praxis können wir das Atmen und Bewegen zu einem harmonischen und fließenden Ablauf verbinden, so daß wir mit dem Ende des Einatmens die Arme ganz ausgedehnt seitlich nach oben geweitet haben und mit dem Ende des Ausatmens mit den Händen wieder auf den Bauch ankommen. Wenn uns der Bewegungs- und Atemteil vertraut ist, haben wir auch den inneren Raum, um mit einer gezielten Vorstellung den Herzraum von innen her mehr zu öffnen. Zum Beispiel können wir uns vorstellen, daß wir uns beim Dehnen dem Licht der Sonne öffnen und es in unser Herz strahlt oder in eine Blume in der Mitte unseres Brustraums, in unserem Herzzentrum.
Mit dem Einatmen nehmen wir die Lichtstrahlen in den Herzraum oder die vorgestellt Blume auf. Beim Ausatmen und Zurücknehmen der Arme können wir das Licht oder eine andere angenehme Qualität in unseren Bauch- und Beckenraum fließen lassen. Auch ein Satz wie »Ich öffne mich dem Licht« beim Einatmen und »Heilsames Licht fließt durch mich« beim Ausatmen kann sehr unterstützen. Es mag für das Erlernen hilfreich sein. diese oder eine andere Vorstellung erst dann dazuzunehmen, wenn der Atem- und Bewegungsablauf vertraut ist.
Erweiternde Varianten: Wir atmen so ein, daß wir mehrere kleine »Schnupperzüge« machen. Wir setzen also mehrfach mit dem Einatmen an und atmen dabei immer nur wenig Luft ein, ohne dazwischen auszuatmen. Im Rhythmus der kleinen Atemzüge heben wir wieder die Arme nach oben, so daß auch diese Bewegung in kleinen Phasen geschieht. Das Ausatmen und Zurücknehmen der Arme können wir in diesen kleinen Zügen oder in einem langen kontinuierlichen Ablauf durchführen.
Um auch das Gleichgewicht zu üben, können wir mit dem Ausdehnen der Arme immer ein bißchen mehr auf die Zehenspitzen gehen, beim Ausatmen wieder langsam zurück auf die ganze Sohle.
Meditative Übung im Sitzen
Bei dieser Übung ist das Atmen und die innere Haltung die gleiche, nur die Bewegung der Arme fällt weg. Dafür wird im Sitzen mehr Gewicht auf die innere Vorstellung gelegt.
Als kurze oder längere Meditation läßt sie sich auch gut an die Bewegungsübung im Stehen anschließen. Wir sitzen aufrecht mit dem Oberkörper. Die Schultern und alle Muskeln, die wir nicht benötigen, entspannen wir, auch die Gesichtsmuskeln, indem wir lächeln. Zuerst nehmen wir den spontanen Atemfluß wahr, und allmählich vertiefen wir das Einatmen. Dabei spüren wir der Ausdehnung des Brustraums nach.
Das Ausatmen sollte locker und entspannt sein. Unsere Aufmerksamkeit richten wir in liebevoller Weise auf unser Herzzentrum in der Mitte unserer Brust. Dort können wir uns eine Blume (z.B. unsere Lieblingsblume) vorstellen. Wir sehen oder denken, daß sich ihre Blüte beim Einatmen immer etwas mehr öffnet für das Licht der Sonne oder des Geistes oder für eine Eigenschaft, auf die wir uns innerlich ausrichten wie Liebe,
Vertrauen oder Frieden. Mit dem Einatmen fließt in unserer Vorstellung das Licht oder die Eigenschaft ein und dehnt sich über den Brustraum aus. Mit dem Ausatmen kann es noch weiter in die anderen Bereiche unseres Körpers und auch des Kopfes strömen. Eine dankbare innere Einstellung ist hilfreich ebenso die innere Zusicherung, daß es so, wie wir gerade die Übung erfahren, gut ist.
Wer gerne gedachte Worte oder Sätze in eine meditative Übung einbezieht, kann z.B. innerlich sagen: »Dankbar atme ich das Licht ein« und beim Ausatmen »Licht durchstrahlt jede Zelle meines Körpers«. Statt »Licht« läßt sich jede andere Eigenschaft, einsetzen. Wer beim Ausatmen das Licht für einen anderen Menschen auf geistiger Ebene anerkennen möchte, kann denken: »Licht fließt in Dir und durch Dich.« Zum Abschluß der Übung lenke Deine Aufmerksamkeit wieder ganz auf den Körper und lasse Dir Zeit, nach außen zu kommen.
Günter Alfred Furtenbacher
Günter A. Furtenbacher war als Seminarleiter (viele Jahre gemeinsam mit Rosemarie Schneider-Bassett), Coach und Therapeut tätig. Heute lebt er in Ruhestand mit seiner Partnerin nahe der Wachau (Niederösterreich) und übt sich in der Kunst der Gelassenheit.