Befreiung des Geistes von allen Hindernissen
Selbstdisziplin, Studium und Hingabe an Gott in
allem Tun ist Kriya-Yoga. (Yoga Sutras)
Weise lehren, daß wir, um im geistigen Sinne wirklich frei zu sein, klar denkend und bewußt sein müssen, ohne daß mentale Eindrücke unsere Wahrnehmung stören. Wir müssen natürlich mentale Eindrücke anerkennen, aber ideal ist es, vom Blickpunkt eines freien Geistes mit ihnen zu arbeiten. So lange wir in irgendeiner Weise zurückgehalten sind, den Impulsen der Seelennatur zu folgen (wegen mentaler Eindrücke), brauchen wir einige Disziplin (Yoga).
Der Sinn dieser geistigen Übungen ist, die Gedanken zu läutern und so dem Seelenbewußtsein Freiheit zu verschaffen. Dieser Vorgang ist als Kriya-Yoga bekannt. Kriya (Sanskrit) bezieht sich auf den Läuterungsprozeß. In den grundlegenden Hatha-Yoga-Texten sind die Körperreinigungsprozesse als Kriyas bekannt. Pantanjali sagte in seinen berühmten Yoga Sutras (im 1. Vers des zweiten Teils seiner Abhandlung): “Selbstdisziplin, Studium und Hingabe an Gott in allem Tun ist Kriya-Yoga”.
Kriya-Yoga ist heute durch Bücher und Lektionen, die seit über 85 Jahren verbreitet wurden und die Lehren meines Gurus, Paramahansa Yogananda beinhalten, weit bekannt. Millionen von Menschen haben Kriya-Yoga aufgrund seines Buches ,”Autobiographie eines Yogi” erlernt, das in mehr als 16 Sprachen erschienen ist. In diesem Buch ist beschrieben, wie der Schwerpunkt der Lehre in dieses 20. Jahrhundert durch den Einfluß unserer Guru-Linie kam: Babaji, Lahiri Mahasaya, Swami Sri Yukteswar und Yogananda selbst.
Oft wird übersehen, daß Kriya-Yoga mehr umfaßt als lediglich die Meditationstechniken, die im Raja-Yoga-System angeboten werden. Kriya-Yoga beinhaltet alles, was wir tun, um den geistigen Weg zu gehen. Die Meditationstechniken sind nur ein Teil dieses Prozesses. Ich werde die Meditationstechniken zuerst behandeln und erkläre dann den gesamten Vorgang.
Kriya-Yoga-Meditationstechniken
Anweisungen werden von Lehrer zu Lehrer entsprechend variieren, je nachdem, was der einzelne Lehrer als zweckmäßig ansieht und entscheidet, worauf der Schüler besonderen Wert legen sollte.
Alle erleuchteten Yoga-Lehrer lehren eine wirksame Methode. Die Art der Lehrmethode mag von Zeit zu Zeit und von Lehrer zu Lehrer variieren (häufig entsprechend den Bedürfnissen des Schülers). Ich lernte von meinem Guru, Paramahansa Yogananda, nachdem ich ihn 1949 in Los Angeles, Kalifornien, traf. Ich wurde während des Sommers 1950 in Kriya-Yoga eingeweiht und im Herbst 1951 beauftragt, zu lehren.
Yogananda lehrte zuerst Mantra. Er lehrte eine einfache Methode, den Atemvorgang zu beobachten, während man auf den mentalen Laut des Sanskrit-Mantras “Hong Sao” hört. Nachdem der Studierende oder Schüler in der Meditationspraxis fortgeschritten war, lernte er die Technik, auf den inneren Laut von Ohm (Aum und Amen), den Ur-Laut des Lebens, zu hören. Gleichzeitig wurden Anweisungen bezüglich des inneren Lichts (geistigen Auges) und der Lebenszentren, bekannt als Chakren, gegeben. Später, nachdem dieser Vorgang gemeistert wurde, wurde der Schüler, in Kriya Pranayama eingeweiht. Prana bedeutet die Lebenskraft im Körper. Kriya Pranamaya ist eine Methode bewußten Hinaufziehens des Lebensstromes durch den Rückenmarksnerv in das Gehirn, um Kundalini zu erwecken und die Gehirnzentren zu fördern.
Kriya Pranamaya befähigt uns nicht nur, die Aufmerksamkeit und die Lebenskraft von den Sinnen zurückzuziehen, sondern dient auch dazu, den mentalen Bereich zu läutern und das Nervensystem zu reinigen. Mit mentalem Bereich meine ich die gesamte Reichweite dessen, was auf das menschliche Denken bezogen ist. Eine Definition des menschlichen Denkens ist, daß es aus einem feinen Stoff besteht, in dem Erinnerungen (Eindrücke) gespeichert sind, durch die wir (als Seele) die Welt ansehen. Die Seele, so wird gelehrt, sieht durch das Denken, um Dinge wahrzunehmen. Wenn die Wahrnehmung durch mentale Konzepte eingeschränkt ist, dann kann die Seele nicht klar erkennen. Sie sieht durch die Konzepte und demgemäß ist die Wahrnehmung verzerrt. Tiefliegende Eindrücke (Samskaras) sind überall als die karmischen Modelle des Einzelnen bekannt. Die Seele hat kein Karma, weil nichts an der Seele haften kann.
Das Karma gehört zum mentalen Bereich, zum denkenden Gemüt. Das Karma wirkt sich manchmal auf den Körper aus, wenn eine mental-emotionale Ursache eine Spur oder einen Eindruck auf dem Protoplasma der Körperzellen hinterläßt. Kriya-Yoga reinigt die karmischen Zustände, wenn jemand beständig auf dem geistigen Weg bleibt und die notwendigen Einzelheiten beachtet. Je mehr wir uns dem Leben öffnen, Gott hingeben und sinnvolle
Meditationsmethoden üben, desto mehr erleben wir ein mächtiges Ansteigen der Lebenskraft, die durch unseren Körper fließt und dabei eine reinigende Wirkung ausübt. Auch das ist Kriya-Yoga. Dieser Vorgang reinigt das Nervensystem, ändert die Hirnstruktur (so wird die Lehre erklärt) und befreit die Seele von ihrer Fesselung an Dinge.
Wahre Yoga-Einweihung erfolgt, wenn jemand in Philosophie, Verhaltensweisen und Meditationsmethoden richtig eingeführt ist. Auch dadurch erfolgt ein Zufluß an Energie, welche die schlafende Energie in dem neu Eingeweihten erweckt. Eingeweiht zu sein, heißt „neu beginnen”, das bedeutet geistig geboren zu sein. Einweihung gibt die Gelegenheit der Erweckung zu dem Bewußtsein des Wesens der Seele und der Realität Gottes.
Die Philosophie, die hinter Kriya-Yoga steht
Die philosophische Erklärung ist einfach. Es wird gelehrt, daß es nur eine Wirklichkeit gibt. Einige nennen sie Leben, andere nennen sie Gott. Einige sprechen von Bewußtsein. Für diese unbegrenzte Wirklichkeit ist es unwichtig, wie sie genannt wird. Aus reinem Bewußtsein fließt die manifestierte Welt.
Der erste äußere Ausdruck ist Gott. Die Gottheit enthält die drei Aspekte Sein, Bewußtsein und schöpferische Energie. Der Laut der ausströmenden schöpferischen Energie ist Ohm. Diese Energie ändert die Frequenzen und wird zum Universum. Allgegenwärtige Intelligenz (welche immer bewußt ist) lenkt das universale Geschehen. Es wird gelehrt, individuelle Ausprägungen des gleichen reinen Bewußtseins werden in den universalen Prozeß einbezogen und diese Ausprägungen bezeichnet man als Seele. Bewußtseinseinheiten besitzen die gleichen Aspekte wie die Gottheit selbst, deshalb wird gelehrt, daß wir nach dem Bilde und Wesen Gottes geschaffen sind. Deshalb sind wir fähig, zu bewußtem Erkennen und zu unserem wahren Wesen zu erwachen. Dieses bewußte Erkennen unseres wahren Wesens wird als Selbstverwirklichung bezeichnet (Seelen-Verwirklichung). Dieses bewußte Erkennen dessen, wer und was wir wirklich sind, befähigt uns dann zu wissen, was Gott ist und was ,”Bewußtsein-als-die-Welt” bedeutet, es bedeutet: Bewußtsein als Energie fließt aus und erscheint als der Weltprozeß. Das ist die Philosophie, die hinter Kriya-Yoga steht, und jeder ist aufgefordert, sie zu prüfen und zu verstehen als Teil der Kriya-Yoga-Entwicklung.
Selbstdisziplin und Studium
Empfohlene Disziplinen sind solche, die notwendig sind, um die Wechselwirkung zwischen Seele, Gemüt, Körper und Welt in Einklang zu bringen. Die Disziplin ist nicht dazu bestimmt, das Gemüt oder den Körper zu bestrafen oder überhaupt irgendeine Auswirkung zu versuchen. Sie ist nicht dazu bestimmt, das Denken weiterzuführen (Eindrücke hinzuzufügen). Die Disziplin im Kriya-Yoga-System ist dazu da, die Seele von der Gemüt-Körper-Verhaftung zu befreien. Wir meinen damit nicht Körperaustritte, wir arbeiten lediglich durch den Körper mit Verständnis, mit Seelenerkenntnis. Kriya-Yoga umfaßt alles, was wir tun (oder nicht tun), um zur Erweckung der Seele beizutragen. Die Anweisungen beziehen sich darauf, arglos, fair und ehrlich zu sein, die Lebens-Energie zu kontrollieren (ebenso wie die Zeit, die für Aufgaben aufgewendet wird), Selbstanalyse und intelligentes Forschen nach dem Sinn und Zweck des Lebens zu betreiben. Das ist auch ein Teil von Kriya-Yoga.
Das Studium bezieht sich auf Selbstprüfung und Forschung, wie und warum das Universum ist, wie es ist. Das Universum ist, wie es ist, weil es so ist. Wir können wählen, unsere eigenen Wünsche darauf zu projizieren, warum das Leben so wirkt, wie es wirkt und eine persönliche Philosophie schaffen, oder wir können wählen, einfach zu sehen, zu erkennen und zu verstehen.
Zu sehen und klar zu erkennen ist Jnana-Yoga (Yoga der Einsicht) und ist ebenfalls ein Teil der Kriya-Yoga-Methode. Kriya-Yoga beinhaltet alle traditionellen Methoden entsprechend dem, was der Einzelne benötigt.
Das Studium bezieht sich auf die Prüfung der Worte die von bewußten, wissenden Menschen gesprochen oder geschrieben sind. Solche Erwachten teilen ihr Verstehen mit uns, und wir können von ihnen lernen, wie es ist, erleuchtet zu sein, wie es ist, bewußt zu sein und zu wissen.
Anmerkung: Das meistgelesene “Standard-Werk” von Roy Eugene Davis ist sein Buch “Die Macht der Seele“, seinem frühen Kommentar auf die Yoga-Sutren des Patanjali, in dem er auf alle wesentlichen Apskte von Kriya Yoga eingeht.
Roy Eugene Davis
Roy Eugene Davis ist der Gründer und Leiter des Zentrums für spirituelles Bewusstsein (CSA, Lakemont/GA). Alle authentischen Aufklärungstraditionen werden hier geehrt und die angeborene, göttliche Natur jedes Menschen wird anerkannt. Roy Eugene Davis begann 1949 seine spirituelle Schulung bei Paramahansa Yogananda und wurde von ihm in Meditationsmethoden wie Kriya Yoga eingeweiht. Seit mehr als 50 Jahren lehrt er weltweit die geistigen Gesetze sowie Kriya Yoga.
Er ist weltweit anerkannter Autor vieler Bücher in mehreren Sprachen, die auf die Fragen der Zeit inspirierende Antworten geben und die international verbreitet sind.