Unsere erwachende Welt (1)

Vorwort von Dietmar Hannebohn

Im Herbst 1977 besuchte ich für einige Wochen Roy Eugene Davis in seinem Lehrzentrum in Lakemont (Georgia, USA), um unter seiner Anleitung einige fortgeschrittene Meditationstechniken zu trainieren. Eines Abends saßen wir bei ihm zuhause, er hatte wunderbar gekocht und wir hatten herrliche Gespräche. Nach dem Abendessen – die Damen plauderten in der Leseecke – genossen wir einen guten alten Whisky … und ich “kam in Fluß”. An irgendeinem Punkt begann ich zu postulieren, daß der “Eiserne Vorhang” fallen würde, wie dann viele Menschen gen Westen streben würden – und das eigentliche Glück (und auch Geschäft) doch eher “im Osten” zu finden sei (nun, einige Oligarchen haben mich bestätigt). Ich schnitt die rhetorische Frage an, zu welchen Verwirrungen es doch im Verlaufe kommen würde, und was doch “für uns” alles zu tun wäre, und daß wir eigentlich gar keine Zeit hätten, uns mit den Verwirrungen und den verfallenden Wertesystemen zu beschäftigen und statt dessen der klare Blick vonnöten sei, verbunden mit der Aufgabenstellung und Perspektive: “In welcher Welt wollen wir DANN leben?” Schließlich käme neben den unübersehbaren Herausforderungen auch die riesengroße Chance auf uns zu, zu gestalten, konstruktiv “eine bessere Zukunft” vorzubereiten. Spätere Gespräche in den USA, in Deutschland, in der Schweiz kamen häufiger auf dieses Thema zurück. 1981 schließlich schrieb er dazu etwas, in seiner nüchternen und geklärten und übergreifenden Betrachtungsweise. Da es im scheinbaren Durcheinander dieser Tage häufig an Leitlinien und klaren Perspektiven zu fehlen scheint, können seine Ausführungen den geneigten Lesern (ich hasse das “Innen” überall dranzuhängen, man möge mir dies nachsehen) auch 25 Jahre später noch vielleicht eine angemessene “Denksport-Alternative” bieten.

Vorwort von Roy Eugene Davis
1981
Propheten, Weise und Seher aller Zeiten verkündeten, daß der Mensch seines wahren Wesens bewußt und die natürliche Ordnung der Welt wieder hergestellt wird. Kein verständiger Mensch zweifelt an einem Evolutionsplan für den Weltprozeß. Das durch einen Antrieb Innerhalb der Gottheit in die Schöpfung gebrachte Universum ist selbsterhaltend und selbsttragend. Im gesamten Schöpfungsprozeß ist ein dynamisches Streben zur Vollkommenheit enthalten. Wenn Menschen lernen, bewußt mit den Gesetzen der Natur zu leben, werden Harmonie und Gerechtigkeit herrschen. In unserer gegenwärtigen Zeit können wir das Nahen eines vorbestimmten Ereignisses miterleben. Begrüßen wir die Geburt eines Neuen Zeitalters.

Gott, der ewig lebt und liebt, ist ein Gott, ein Gesetz, eine Urkraft, und ein fernes göttliches Ereignis, zu dem sich die gesamte Schöpfung hinbewegt.
Alfred Tennyson

Ausblicke auf die Zukunft und auf gegenwärtige Veränderungen

Im Sommer 1980 brachten mehrere Zeitungen in den Vereinigten Staaten einen kurzen Artikel mit der herausfordernden Überschrift: Unglücksprophezeihungen für die Erde. Der Artikel befaßte sich mit Herausforderungen für die gesamte Menschheit während der nächsten zwei Jahrzehnte. Bald darauf erschienen weitere ähnliche Artikel in der ganzen Welt.

Hier in Kürze, was Millionen Leser aus verschiedenen Quellen erfuhren: Wenn die gegenwärtige Entwicklung anhält, wird die Welt im Jahr 2001 noch dichter bevölkert, noch stärker verunreinigt, ökologisch instabiler und anfälliger für Katastrophen sein als heute. Und mehr noch: Ernste Krisen, die Vorräte der Bevölkerung und die Umwelt betreffend, sind klar vorauszusehen. Trotz größerer materieller Erträge wird die Weitbevölkerung in vielen Bereichen ärmer’ sein als heute.

Dies ist die Schlußfolgerung eines Berichts an den Präsidenten der Vereinigten Staaten, zu dessen Ausarbeitung dreizehn Regierungsämter drei Jahre brauchten. Danach zeigen gegenwärtige Trends ein Wachstum der Weltbevölkerung mit einer Rate von 100 Millionen jährlich an. Die wirtschaftliche Kluft zwischen Arm und Reich würde sich nach dieser Vorhersage vergrößern. Die Weltölproduktlon würde Ihre Grenze erreichen, so daß neue Energiequellen vorher gefunden werden müßten. Die Wasserversorgung würde durch eine Verdoppelung der Bevölkerung und Verminderung der Wälder unsicher. Falscher Gebrauch vorhandenen Ackerlands würde fortbestehen. Voraussichtlich wird durch steigende Kohlendioxyd-Konzentration und Ozon-vermindernde Chemikalien eine Erwärmung des Erdklimas mit möglicher Einschmelzung der Polkappen eintreten.

Ich beabsichtige nicht, die vor uns liegenden Herausforderungen als geringfügig darzustellen. Ich möchte jedoch eine Botschaft der Hoffnung, praktische Vorschläge und Richtlinien weitergeben. Ein Gefühl der Verzweiflung sickert in das Bewußtsein des Menschen, wenn solche Vorhersagen veröffentlicht werden, weil sich der Durchschnittsmensch unfähig fühlt, eine Änderung bestehender Trends zu bewirken.

Eine bei den orthodoxen Religionslehrern beliebte Methode besteht darin, nahe bevorstehende weltweite Katastrophen dahingehend zu deuten, daß die Zukunft dieser Menschheit zu Ende geht, und die Zeit religiöser Umwandlung bevorsteht. In gewissem Sinne haben sie Recht, doch bezweifle ich, daß viele von ihnen um den größeren Plan und um die tatsächlichen und sinnvollen Wandlungen wissen, die der Planet durchmachen wird. Unglücklicherweise sind sich viele Lehrer an der Spitze von Erleuchtungsbewegungen des sich entfaltenden großen kosmischen Geschehens nicht voll bewußt. Zu viele von ihnen verbreiten pessimistische Lehren, und durch sie werden mehr Menschen verängstigt statt inspiriert.

Ein Zeitalter ist eine bestimmte Epoche, die durch ausgeprägte Merkmale und Ereignisse gekennzeichnet ist. Die Geschichte berichtet über solche Epochen, und die Menschheit hat Zugang zu wichtigen Daten, die diese betreffen. Heutzutage gibt es viel Literatur, durch die der Leser informiert wird, daß bald weltweite Veränderungen stattfinden werden, denen der Mensch machtlos gegenüberstehen wird. Dem Leser wird versichert, daß es Erbeben geben wird, Flutwellen, schwerwiegende Klimaveränderungen und einen Zusammenbruch der internationalen Wirtschaft.

Viele, die von sich behaupten, sie besäßen mediale Fähigkeiten, sagen häufig nur schreckliche Dinge vorher. Ein Pseudo-Heiliger, der in Abgeschiedenheit lebt, und über den ich persönliche Informationen erhielt, erzählte seinen Anhängern, daß im kommenden Jahrzehnt mehr als drei Viertel der Weltbevölkerung durch Natur- und durch den Menschen verursachte Katastrophen umkommen werden. Einige geistige Lehrer, die sich aufgrund innerer Offenbarungen berufen fühlen, haben ihre Schüler um sich versammelt, Kommunen gegründet und Sicherheitszonen geschaffen, um dem Sturm der Weltumwandlung zu entgehen. Die Errichtung experimenteller Kommunen kann natürlich ein sehr nützliches Projekt sein. Wenn jedoch der Hauptgedanke der ist, daß Bewohner solcher Gemeinschaften dazu bestimmt seien, die Welt in das Goldene Zeitalter zu führen, nachdem sich die Untergangsprophezeihungen erfüllt haben, sehen wir darin einen Beweis geistiger Unreife und Mangel an wahrem Weitblick. Ich will mich hier jedoch nicht weiter mit der Gepflogenheit auseinandersetzen, bei verunsicherten Menschen die Katastrophenangst zu nähren mit der Absicht, ihnen einen möglichen Weg zur Rettung zu verkaufen.

Eine Zeit der Herausforderungen und Möglichkeiten

Die Jahre zwischen dem Erscheinen dieser Schrift und der Jahrhundertwende werden sicher Herausforderungen bringen, doch ebenso günstige Möglichkeiten. Die größte Möglichkeit, die sich uns heute bietet, ist, dem sich entfaltenden Lebenslauf intelligent zu begegnen, und dadurch unsere angeborenen Fähigkeiten zu erwecken und zu entfalten. Durch wachsende Verantwortlichkeit in unseren Beziehungen zueinander und zu unserem Planeten, werden wir weiser und kompetenter und entwickeln uns zu einem wesentlichen Teil des kommenden Zeitalters.

Eine häufige Frage lautet: “Warum sind die Jahre, über die zur Zeit so viel diskutiert wird, so voller Schwierigkeiten und unerwarteter Ereignisse?” Ohne bei der Erklärung dieser Ereignisse zu esoterisch zu werden, möchte ich einige Schlußfolgerungen vieler Seher vergangener Zeiten mitteilen. Es heißt, daß Zivilisationen kommen und gehen, und daß die regelmäßigen Wiederholungen solcher Ereignisse im Laufe der Jahrhunderte aufgezeichnet worden sind. Einer solchen Erklärung gemäß bewegen wir uns jetzt auf eine Zelt größerer mentaler (1) Klarheit und stärkerer intellektueller Fähigkeiten zu, die auf den Einfluß bestimmter feinstofflicher Kräfte zurückzuführen sind, die tieferen Ebenen des kollektiven Bewußtseins entspringen.

Es ist unmöglich, den gegenwärtigen Herausforderungen nur teilweise gegenüberzutreten; die Gegenüberstellung muß ganzheitlich erfolgen. Daran zu arbeiten, den Hunger zu beseitigen, ohne die Umweltverschmutzung und die Vergeudung natürlicher Bodenschätze in den Griff zu bekommen, würde auf weite Sicht nutzlos sein. Neue Energiequellen zu entdecken und die Wirtschaft der Industrienationen ins Lot zu bringen, würde heißen, lediglich einen Teil der Weltbedürfnisse zu befriedigen. Selbst wenn die materiellen Bedürfnisse der Menschheit gestillt würden, würde dies ohne ein gleichzeitiges umfassendes intellektuelles und geistiges Erwachen unserem Planeten kein Neues Zeitalter bringen. Er würde lediglich eine angenehme materielle Existenz verwirklicht.

Wir wissen bereits, daß die Befriedigung materieller Bedürfnisse des Menschen nicht immer dem Egoismus, der Habgier oder dem Hunger nach Macht ein Ende setzt. Ebenso wenig beseitigt die Befriedigung materieller Bedürfnisse immer persönliche Gefühle der Unsicherheit und des Selbstzweifels. Abgesehen von der Lösung materieller Probleme ist zur Erreichung vollkommenen Wohlergehens die Aufklärung der Menschen notwendig. Jederzeit ist es ungemein wichtig, weltweit eine Botschaft der Hoffnung und Ermutigung zu verbreiten, die zu Zuversicht und zu der Bereitschaft
führen kann, ein sinnvolles und schöpferisches Leben zu führen.

Wir wollen alles tun, unsere Freunde und Mitmenschen zu ermutigen, ihr geistiges Leben zu vertiefen, notwendiges Wissen zu erwerben und ihre Aufgaben mit voller Aufmerksamkeit und bestem Können zu erfüllen. Wir wollen pessimistische Einstellungen aufgeben, die Angst und Sorge zur Folge haben. Wir wollen die Botschaft verbreiten, daß es eine intelligent gelenkte Macht gibt, die im Universum wirksam ist, und daß wir lernen können, uns auf diese Macht einzustellen und in Übereinstimmung mit ihr zu wirken. Laßt uns erkennen, daß die Intelligenz hinter dieser Macht einen sinnvollen Plan für den sich gegenwärtig entfaltenden Weltprozeß wie für alle Menschen hat, die daran teilhaben. Wir wollen darauf vertrauen, daß Hunger, Krieg, Verbrechen und die anderen großen, das planetarische Bewußtsein beeinträchtigenden Herausforderungen, beseitigt sein werden!

Im gegenwärtigen Prozeß der Weltumwandlung ist es wichtig, daß der Einzelne sowie Gruppen und Nationen das Ideal weltweiter Harmonie anerkennen und im Kleinen wie im Großen auf seine Erfüllung hinarbeiten. Ein Mensch, für den nur ein materielles Universum existiert, kann das Walten und Wirken einer größeren Intelligenz nicht begreifen. Das Leben ist ein organisches Ganzes. Das Eine manifestiert sich in unendlich vielen Ausdrucksformen. Doch es gibt nur das Eine. Manche bezeichnen es als das Leben, andere sprechen von der Überseele, viele nennen es einfach Gott. Jene, deren Verstehen begrenzt ist, behaupten, daß sich der Mensch einem von ihm erdachten Gott zuwendet, weil er seine gegenwärtigen Probleme nicht lösen kann. Sie möchten uns glauben machen, daß das Vertrauen in Gott eine Krücke ist, eine psychologische Stütze für ein Gemüt, dem es an Stärke fehlt.

Seher sprechen anders zu uns. Sie informieren uns über die wahre Natur des universalen Geschehens und erklären, wie dieses durch eine höhere Intelligenz gelenkt wird. Sie sagen, daß das Leben von Natur aus zu Entfaltung, schöpferischem Ausdruck und Vollendung neigt, und daß es ein erhaltendes System gibt, das die Natur nährt und erhält, wenn ihm hierbei kein Widerstand entgegengesetzt wird. Was Menschen mit geringer Weitsicht nicht verstehen ist, daß weder die Menschheit vernichtet noch der Planet untergehen wird, weil der Entwicklungsprozeß in Richtung Läuterung und Umwandlung strebt. Zu behaupten, daß wir gegenwärtig das Aufdämmern eines Zeitalters der Erleuchtung erleben, mag naiv erscheinen, doch Seher verschiedener Erleuchtungstraditionen sagen, daß dies so ist.

1) mental: gleichbedeutend mit intellektuell oder Irrational. d.h. gedanklich bzw. begrifflich.

… wird fortgesetzt …