Eine Gedankensammlung

 

Vorwort: Als ich auf diesen Beitrag von Philipp Alsleben stieß, verschlug es mir glatt die Sprache. Selten habe ich in solcher Dichte und mit Vehemenz geschrieben gelesen. Ich erhielt die Genehmigung eines Abdrucks, veröffentliche aber hier nur einen Teil und bitte, das “Original” auf der Originalseite zu lesen, samt natürlich den Leserkommentaren. (Verlinkung zum Ende des Textes.)

Ich dachte Anfang des letzten Jahres häufig, die Menschen hätten den Verstand verloren. Im Laufe des Jahres wurde mir jedoch klar, dass ich mich irrte. Jene völlig irrational agierenden Menschen haben den Verstand nicht verloren. Sie hatten ihn nie.

Sie haben ihn bisher auch nicht gebraucht, weil ihnen die Entscheidungen, für die sie den Verstand hätten benutzen müssen, stets abgenommen wurden noch bevor sie überhaupt erkennen konnten, dass es eine Wahl zu treffen gibt. Soweit wir in der Geschichte – so wie wir sie gelernt haben – zurückschauen, sehen wir immer eine kleine Gruppe von Menschen, die allen anderen sagen, wo es lang geht, was richtig und falsch ist und wie sie leben sollen. Wer sich nicht daran hielt, wurde mit Gewalt dazu gezwungen oder verjagt.

Die bisherige Menschheitsgeschichte ist die Geschichte von Gewaltherrschaften, und die Stimme des Verstandes hört man nur in relativ sporadischen und kurzen Episoden von den Thronen der Macht sprechen. Das waren dann jene auffällig lichten Epochen in denen sich Kultur und Wohlstand vom sonstigen Zustand menschlicher Gemeinschaften abhoben wie ein klarer sonniger Tag von einer vernebelten Nacht.

Verstand oder Leben!

Man kann die Bedeutung dieses Sachverhalts in unserer Zeit gar nicht hoch genug veranschlagen, denn nur dann können wir verstehen, welch außerordentlichen Wandel wir gerade durchleben: zum ersten Mal in der Menschheitsgeschichte sind wir Menschen weltweit durch die selbstgeschaffenen Umstände dazu gezwungen, die Organisation unseres sozialen Lebens bis in ihre kleinsten Aspekte und Dynamiken mit dem Verstand nicht bloß zu erfassen, sondern willentlich zu gestalten. Wir stehen an einem Punkt in der Entwicklung der Menschheit und ihrer Fähigkeiten, an dem unser Leben davon abhängt, ob wir es schaffen, uns rational und vernünftig zu organisieren.

Warum sind wir gezwungen? Weil wir mit unserem Verstand über die letzten 500 Jahre eine Technologie entwickelt haben, der wir moralisch nicht mehr gewachsen sind. Die Menschheit hat sich in diesen letzten 500 Jahren immer mehr von der Frage „Was können wir?“ vereinnahmen und von der Faszination für technisch Mögliches antreiben lassen. Die Frage „Was sollten wir?“ wurde dabei immer weiter zurückgedrängt und schließlich nicht mehr ernsthaft gestellt. Der moderne Mensch lebt in der Überzeugung, dass man etwas darf und sollte, weil man es kann. Statt von Moral und Weitsicht wird er dabei nur von Angst begrenzt, die ihn zunehmend neurotischer macht. Hochtechnologie und technische Möglichkeiten sind längst schon unreflektierte Quelle einer chronischen Angst geworden, so dass die Menschen sich emotional gegen die immer weiter fortschreitenden Erfindungen der Ingenieure und Technologen sperren. Irgendwie machen Atomenergie, Gentechnik, Strahlentherapie, Computerisierung, Digitalisierung und künstliche Intelligenzsysteme Angst.

Aber nicht die Technik selbst ist das Problem, sondern die Frage, in wessen Händen sie liegt. Und das ist eine Frage der Moral. Es ist die Moral der Bedienenden und der Nutzer von Technik, die darüber entscheidet, ob sie im Namen der Menschlichkeit oder gegen sie eingesetzt wird.

Das bedeutet, wenn Technologie so allgemein zugänglich ist wie heute, wo jeder ein Smartphone bei sich trägt, sich zuhause eine hochauflösende virtuelle Realität mit Dolby Surround-System aufbauen kann und über einen einzigen Mausklick mitbestimmt, welche Informationen im Internet als relevant eingestuft werden und welche marginalisiert werden, dann muss es ebenso allgemein wirkende moralische Prinzipien geben, die verhindern, dass die Menschen sich selbst oder andere umbringen – physisch oder geistig und sei es aus Naivität, Bequemlichkeit oder Skrupellosigkeit.

Sprechen wir es einmal deutlich aus: wir haben seit langem schon die Technologie, um die Menschheit, vielleicht sogar alles höhere Leben auf unserem Planeten auszulöschen. Dabei sollten wir gar nicht in erster Linie an irgendwelche Megabomben à la Wasserstoffbombe oder biologische Waffen denken, obwohl diese auch schon verheerend wären. Wirklich bedrohlich sind die Waffen, die sich gegen den menschlichen Geist richten, alle Technologie, die zum social engineering, zur psychologischen Kriegsführung und Massenmanipulation gehört. Denn die Menschheit ist auch dann schon zerstört, wenn menschliche Körper nur noch als ent-geisterte, robotoide Autisten über die Erde stolpern.

Ohne Verstand können Menschen und letztlich die Menschheit nicht überleben, und so ist es ein direkter Angriff auf die Menschheit, wenn wir den Verstand zerstören. Wir können das. Und die Menschheit stand bis vor wenigen Jahren kurz davor, das konsequent bis zum Ende auszuprobieren. Wir befinden uns also schon längst an dem Punkt, dass unsere Technologie die Basis unserer menschlichen Integrität – unsere rationale Denkfähigkeit – untergraben und zerrütten kann. Alles, was wir unter dem Obergriff „Medien“ zusammenfassen können, vom Fernseher über Computerspiele bis zu den sogenannten „sozialen Netzwerken“ beweist das in der Alltagserfahrung zur genüge: sie stumpfen die Menschen ab und verführen sie zu frühkindlichen und sozial-pathologischen Dämmerzuständen.

Das heißt auch, dass unsere Technologie schon längst jene Kraft untergraben und aushebeln kann, von der sie eigentlich beherrscht und kontrolliert werden müsste: unsere moralische Urteilskraft. Diese muss sich aber in vielen Stufen von der frühsten Kindheit bis ins spätere Erwachsenenalter erst entwickeln und darin besteht unsere menschliche Fragilität: auf jeder Stufe kann die moralische und geistige Entwicklung behindert und gestoppt werden – z.B. durch immer raffiniertere, intrusivere und manipulierende Technik – so dass immer mehr Menschen auf so frühen Entwicklungsstufen stecken bleiben, dass sie gar nicht mehr die Fähigkeit entwickeln, sie zu verstehen, geschweige denn zu beherrschen.

Bei den meisten Menschen in allen Industrienationen der Welt ist dies bereits passiert: nicht nur ihr Leben, sondern auch ihre Vorstellungen und ihre Denkfähigkeiten werden von der Technik bestimmt, vor allem begrenzt – nicht umgekehrt. Bei den jungen Menschen, die jetzt unter 30 sind, ist diese Unterwerfung und Abhängigkeit in einem Grade erreicht, dass man zurecht von ihnen sagen kann, sie sind von der Technik komplett versklavt worden. Sie haben ihr, der Technik,  nichts mehr entgegenzusetzen und kämpfen gegen ihre eigenen sprachlosen und chaotisierenden Emotionen von Hilflosigkeit und Verzweiflung an, die sie nirgendwo mehr adressieren können. Die älteren Generationen sind blind für die Verzweiflung der Jüngeren, weil sie selbst von der Technik hypnotisiert, vom materiellen Hamsterrad überlastet und moralisch-geistig entwaffnet sind. Sie sind willenlos und betrunken dem Erlösungs-Glauben der Technologie-Versessenen ergeben und dienen ihm blind aufopferungsvoll bis zum letzten Rest von menschlicher Würde.

Moralische Urteilskraft beruht auf dem Verstand, d.h. der Fähigkeit rational zu denken. Was bedeutet rational? Ich verwende den Begriff nur für jenes Denken, das sich an der Realität orientiert, welche wiederum mit den Sinnen wahrnehmbar ist. Rationales Denken beruht also auf der eindeutig verifizierten Erkenntnis,

  1. dass es Realität gibt,
  2. dass wir sie wahrnehmen können und
  3. dass wir diese Wahrnehmung in richtige, d.h. realitätskonforme Begriffe fassen, d.h. abstrahieren können.

Eine rationale Moral ist somit eine Moral, die sich an der Realität, vor allem an der Realität des Menschseins und seiner Natur orientiert und von ihr ausgeht. Sie beruht auf Wahrnehmung und abstraktem, logischem Denken, dessen Richtigkeit sich aus wahrgenommenen, beobachteten und erkannten objektiven Gegebenheiten ergibt. Moralisch richtig ist das, was der Natur des Menschen entspricht und ihn in seiner natürlichen Integrität fördert. Eine rationale Moral steht also im völligen Gegensatz zu aller irrationalen Moral, die sich bloß aus Wünschen, Fantasien, Glaubenssätzen, vagen Gefühlen oder Idealvorstellungen begründet.

Rationale Moral beruht auf empirisch korrekter, logischer und klarer Begriffsbildung. Das heißt, ihr Fundament ist dasselbe wie das aller funktionierenden Technologie: Realitätsverbundenheit. Diese Erkenntnis ist sehr wichtig. Rationale Moral und Ingenieurskünste wachsen aus dem gleichen Stamm. Moral wächst allerdings höher hinaus, weil sie nicht nur das Können des Menschen berücksichtigt, sondern auch sein Sollen. Dafür müssen ihre Wurzeln tiefer reichen bis in das Verständnis der Natur des Menschen, seiner Bedürfnisse und seiner Grenzen. Ethik ist der Technik und Praxis nicht nur überlegen sondern muss ihnen auch vorgeschaltet sein, denn sonst jagt sich der Mensch selbst in die Luft oder trinkt tödliches Gift in seinem Rausch des Könnens. Ethik und der ethische Teil in uns müssen deshalb dem Techniker sagen, was er darf und was nicht. Diese Instanz gibt es in unsere Kultur schon seit vielen Generahtionen nicht mehr. Wir sind es gewohnt, dass die Techniker bestimmen, wo es lang geht (und es den Politikern zuflüstern) und dass Ethik höchstens etwas für unpraktische, weltfremde und eher engstirnige Intellektuelle und Gremien ist, die mit ihrer Zeit nichts besseres anzufangen wissen, als abgehobene Grundsatzfragen zu diskutieren. Technokratie bedeutet, dass wir von Technik beherrscht werden und der Mensch im besten Falle nur noch Ausführungsgehilfe ist. Tatsächlich ist er ein Störfaktor und sollte langfristig beseitigt werden.

Technik ohne ethische und moralische Kontrolle ist jedoch nicht nur gefährlich, sie ist vor allem sinnlos. Technologisch unterworfene Menschen haben kein Wofür? in sich, denn eine Maschine trägt in sich selbst auch keins. Wenn Technik nicht dem Menschen dient, dann dient sie stattdessen auch nicht sich selbst (wozu auch?), sondern niemandem! Eine Hand ohne Bewusstsein und Willenskraft, ein Körper ohne Geist ist ohne Sinn und Richtung. Wenn wir der menschenerfundenen Technik folgen und dienen, dann sind wir entgeistigt, vom Willen abgeschnitten und sinnlos. Diesen Zustand kann man nicht wollen, denn dann müsste dahinter doch wieder ein Ziel oder Sinn stecken. Der nihilistische Zustand der Technologiehypnose entsteht nur durch die ultimative Form der Verneinung: durch pure Unterlassung, durch Nicht-Tun, durch Vernachlässigung, durch die passive Weigerung, überhaupt etwas zu wollen. Wie soll man diesen Zustand anders nennen als geistig-moralischen Schlaf? Wenn es am Anfang auch nur ein Zögern war, ein schlaffes Geschehenlassen, eine nachlässige Unachtsamkeit, dann hat es sich bis heute zu einem tiefen Koma ausgewachsen, in dem ein bisschen Restleben nur noch von Maschinen und Mechanismen aufrecht erhalten wird.

Wir werden darauf zurückkommen: die letztendliche Ursache der totalitären Technokratie, in der die Menschheit gerade erschrocken aufwacht, ist nicht „ein böser Geist“, sondern moralische Unterlassung und geistiges Versäumnis bis zur Selbstvergessenheit. Wir haben uns selbst und unsere Wesenhaftigkeit vergessen. Solange dem so ist, können wir dem Maschinen-Denken, dem Maschinen-Herrschen und all dem zerstörerischen Bösen, das daraus automatisch entstanden ist, nichts entgegensetzen.

Wenn wir erkannt haben, dass unsere Technikkompetenzen schon seit über 300 Jahren unseren ethischen Kompetenzen weit voraus und völlig davon gelaufen sind, dann wissen wir, welcher kulturellen Mammutaufgabe wir gegenüberstehen: wir müssen moralisch nachsitzen und ethisch nachwachsen.

Dafür müssen wir zurückerobern, was unsere selbsterfundene Technik in uns gelähmt und zerrüttet hat: unseren realitätsverbundenen Verstand.

Die Menschheit in der Grundschule

Wo befinden wir uns gerade von höherer Warte aus betrachtet?

Die Menschheit befindet sich aktuell im Übergang von emotionalem Bewusstsein zu rationalem, d.h. Verstandes-Bewusstsein. Diesen Zustand und Übergang mit all seinen Schwierigkeiten und Herausforderungen können wir uns am besten veranschaulichen, wenn wir uns die Kinder einer dritten oder vierten Grundschulklasse vorstellen. Da gibt es einige, die schon sehr gut stringent denken und rational und logisch argumentieren können. Sie sind jedoch im Moment noch die Minderheit und eher Außenseiter. Die meisten anderen Kinder werden überwiegend von Emotionen, Anpassung an die Gruppe und unreflektiertem Gehorsam gegenüber den Autoritären dominiert. Und dann gibt es ein paar Cliquenanführer, die sich diesen Mangel an Denk- und Analysefähigkeit der meisten anderen Kinder zunutze machen, und mit einer Mischung aus Dreistigkeit, Imponiergehabe, Bestechung, Manipulation und Gewaltandrohung eine Gruppe von weniger selbstbewussten Kindern um sich scharen und bestimmen, was gemacht, gesagt und gedacht werden darf. Die Kohäsion in solchen Cliquen beruht auf einer Mischung von Angst und den Bedürfnissen nach Zugehörigkeit, Schutz und Führung (als Entlastung).

Die Weltanschauung und vor allem das Menschenbild dieser Kinder beruht zum überwiegenden Teil auf adaptierten Vorstellungen und Erklärungen, deren Relevanz durch emotionale und soziale Bezüge bestimmt wird. Etwas ist richtig, weil diese oder jene Autorität es sagt, und nicht weil es empirisch, moralisch oder logisch richtig ist. Die abstrakteren Dimensionen des Denkens machen ihnen Angst, weil sie sie noch nicht verstehen können. Daher halten sie an der Unterordnung gegenüber sicherheitsvermittelnden Personen und Gruppen fest. Ihre Entwicklungsstufe entspricht dem Stammesdenken, das sich an den Machtstrukturen innerhalb einer Gruppe und zwischen Gruppen orientiert: der Stärkere hat Recht. Institutionelle Stärke – d.h. Bandenstärke – ist die größte physische Stärke, deshalb behalten institutionelle Autoritäten letztlich immer Recht und das Sagen aus der Sicht von kindlichem, prä-rationalem, instinkt-gesteuertem Stammesdenken. Das Gehorsamkeits-Verhältnis gegenüber den Eltern wird auf andere Autoritäten übertragen, was entlastend ist, weil man so keine eigenen Entscheidungen treffen und nicht selbständig denken muss.

Vorgaben und Orientierung werden auf dieser kindlichen Entwicklungsstufe nicht in Form von Erklärungen gegeben, sondern in Form von konkreten Handlungsanweisungen. Motivation wird nicht durch Begründungen und Verständnis erzeugt, sondern durch Bilder und Emotionen. Fragen und das Denken an sich werden durch Pseudo-Begriffe abgespeist, also durch Worte, die keinen klaren oder überhaupt keinen Bedeutungsbezug haben, sondern bloß vage Assoziationen auslösen, deren Hauptzweck es ist, Verwirrung und Gefühle von Unsicherheit, Unterlegenheit und Minderwertigkeit anzustiften. Da dieser mentale Trick von den meisten noch nicht durchschaut werden kann, stellt er eine massive Überforderung dar und sie reagieren dann darauf mit Angst und der Suche nach unmittelbarer Sicherheit von außen durch Gehorsam und Anpassung.

Auf keiner Entwicklungsstufe ist das Denken so leicht korrumpierbar wie auf dieser. Es ist noch zu jung, um die Irrwege des Irrationalen zu durchschauen und sich zu wehren, aber es ist auch schon zu aktiv beteiligt, um abstrakte Worte und Begriffe einfach zu ignorieren, so wie ein Vier- oder Fünfjähriges das noch könnte. Auf dieser Stufe bleiben irrationale und desintegrierende Gedankengebäude als Fragmente von Welterklärungen hängen, wobei deren innere und äußere Widersprüche wegen der Fragmentierung und dem fehlenden Überblick nicht erkannt werden. Die Kraft, die diese Glaubensfragmente und Vorstellungen auf dieser kindlichen Bewusstseinsstufe so einprägsam und mächtig macht, kommt aus den Emotionen und vor allem aus den sozialen Bedürfnissen nach Anerkennung, Zugehörigkeit, Bestätigung usw., deren Dominanz dafür sorgt, dass Konzepte einfach „geschluckt“ werden, solange sie mit Bedürfniserfüllung verbunden sind.

Die autoritäre und meist subtil indirekt vermittelte Tabuisierung des Hinterfragens und Nachdenkens wird ebenso fraglos emotional verinnerlicht und lähmt das Denken. Die Mitglieder einer solchen autoritären Stammesorganisation denken nicht falsch oder unvollständig, sie denken gar nicht. Stattdessen benutzen sie Worte und Konzepte bloß als emotionale Signale der Zugehörigkeit bzw. Nicht-Zugehörigkeit, so wie ein Affe oder ein Hund lernen können, auf Worte zu reagieren ohne dem Wort jemals einen Begriff zuzuordnen (Tiere können das nicht). Dadurch entsteht eine intellektuelle Dressur, die beeindruckend eloquent und kompliziert wirken kann, die das Denken jedoch verhindert und die Unfähigkeit, korrekte Begriffe zu bilden und logisch zu verknüpfen nur durch Lautstärke und bunte Wortsalate kaschiert. Die Organisation von Stammeskulturen beruht auf Gehorsam gegenüber dem Obersten, nicht auf Verständnis und rationalen Erwägungen.

Auf diesen Prinzipien beruhte bis in die Jetztzeit alle soziale Organisation der Menschen weltweit. Auf diesen Prinzipien beruht bis heute die innerpsychische Organisation und Steuerung der allermeisten Menschen.

Es gab erste Experimente einer rationalen, verstandesbasierten Organisation z.B. mit der amerikanischen Verfassung und ähnlichen Versuchen im 19. Jahrhundert. Diese wurden jedoch von den Kräften des kindlichen Stammesdenkens nach kurzer Zeit wieder außer Kraft gesetzt und ersetzt durch mehr oder weniger offensichtliche Simulationen von politischer Freiheit, Souveränität und Individualismus, welche von machthungrigen Banden installiert wurden, um die geistig etwas Fortgeschritteneren durch ständige Verkomplizierung und Totschlagargumente zu verwirren und intellektuell zu entwaffnen.

Hauptcharakteristikum dieser machthungrigen Banden ist, dass sie unbegrenzt besitzen und steuern wollen, dafür aber nicht bereit sind, in den offenen Handel zu treten oder überhaupt irgendeine Leistung offen zum Tausch anzubieten. Dies lässt sich nur erreichen, indem sie die anderen Menschen im großen Stil täuschen und intellektuell so schwächen, dass sie nicht bemerken, dass sie versklavt und von diesen Banden ausgenutzt werden. Im besten Fall kann man sie sogar soweit hypnotisieren und mit falschen Ideologien füttern, dass sie ihren unfreien, entwicklungsblockierten und selbstwertlosen Zustand für den besten und wünschenswertesten halten. Man muss nur dafür sorgen, dass sie stets mehr von Emotionen und sozialen Reaktionen als vom rationalen Denken gesteuert werden. Alles Weitere ist eine Frage der Psychotechnik und der sozialen Manipulation.

Die Menschheit war noch nicht soweit. Dieser Zustand musste erst zu einer unermesslichen Qual und existenziellen Bedrohung werden, bis mehr als nur ein paar „kluge Köpfe“ dieses menschenfeindliche System begannen zu durchschauen. Die Schwierigkeit dieser Entwicklung hin zum Durchschauen, Verstehen und schließlich zum Ablehnen und zur Neuausrichtung besteht nicht darin, die Banden und vor allem ihre skrupellosen Anführer zu entfernen. Nein, die Hauptschwierigkeit besteht darin, ausreichend Denk-Fähigkeiten in der breiteren Bevölkerung zu erreichen, um das Stammesdenken, seine Banden-Philosophie und seine Unterdrückungs-Systeme überwinden zu können.

Ansonsten würden sich die Menschen morgen wieder nur einer anderen Bande unterwerfen und könnten eine vernunftbasierte Organisation mit echter politischer und wirtschaftlicher Freiheit gar nicht mittragen – weil sie sie nicht verstehen würden. Dies ist der Kernfaktor für den Erfolg eines solchen Entwicklungsschrittes der Menschheit und eines solchen weltweiten Befreiungsschrittes für die Menschen. Dies dürfte deshalb auch ein Hauptgrund dafür sein, dass der entscheidende Machtwechsel und die bahnbrechende Neuordnung erst so spät im Zerfallsprozess der Zivilisation, erst kurz vor Zwölf, und dabei so schmerzhaft und so langsam vollzogen werden konnte. Denn der einzig mögliche Entwicklungsschrittmuss disruptiv sein, mussein Sprung sein undähnelt damit einer Geburt: entweder sie gelingt ganz oder gar nicht.

Warum ist das so? Weil ist ein geistiger Schritt, ein Bewusstseinsschritt ist. Es geht nicht darum, einen Fehler zu korrigieren oder einen Haufen krimineller Übeltäter oder psychopathischer Monster unschädlich zu machen. Das könnte man in einer konzertierten Aktion innerhalb von weniger als einem Jahr tun (und hat es auch getan). Es geht auch nicht darum, bloß irgendetwas besser zu machen, auch nicht darum, neue soziale, wirtschaftliche oder völkerrechtliche Strukturen aufzubauen. Es geht auch nicht darum, auf der Basis einer neuen, besseren Grundidee einen Paradigmenwechsel herbeizuführen. Alles das greift zu kurz und würde das Urproblem, den Mangel an geistiger Entwicklung nicht beheben!

Nein, es geht darum, alle menschliche Organisation grundsätzlich und weltumspannend auf einem neuen Bewusstsein des Menschen von sich selbst zu begründen.

 

weiterlesen bitte hier: CATWISE
(Und nochmals mein Dank an Philipp Alsleben)