Radha

Nantar war König über das östliche Reich, groß war sein Heer, gewaltig seine Macht. Weise war seine Herrschaft und glücklich alle rechtschaffenen Leute.
Nantar hatte vier Frauen, wie es seinem Stand gebührte: Ghila war sehr geschickt; Smira auffallend klug; Brindha besonders fleißig; Radha aber war die jüngste der vier Frauen.

Nantars Reich war sehr groß, und um es gut zu verwalten, reiste er viel durch das Land, traf seine Stadthalter und Fürsten, hielt Gerichtstage ab und sprach zu den Bauern und Handwerkern, Kaufmännern und Gelehrten. Als er wieder einmal auf Reisen war, floß sein Herz über in Liebe zu seinen Frauen, und er schickte einen Boten zurück zum Palast, die Gemahlinnen zu fragen, was er ihnen als Geschenke von der Reise mitbringen solle.

Da wünschte sich Ghila einen Stoff, Smira einen Ring und Brindha einen Gürtel. Radha aber schrieb ihrem König: “Ich will nur Euch – sonst nichts. Kommt bald wieder.”

Als der König zurückkehrte, schickte er Ghila einen mit Gold und Edelsteinen durchwirkten Stoff, wie es kostbarer keinen gab; Smira schickte er eine Schatulle von Armreifen, Ringen und Ketten: Brindha bekam einen Gürtel, der, aus Libellenflügeln gewoben, wie eine bunte schillernde Sonne strahlte. So bekam jede ihr Geschenk – zu Radha aber ging er selbst.