Du sollst nicht lügen (2)

 

Identität oder Verpackung?

Was machen solche Unternehmen, besser: ihre Führungskräfte, anders? Müssen sie etwa keine Gewinne einfahren? Oder machen sie vielleicht gerade deshalb immer noch Gewinne, weil sie anders denken, anders handeln, anders umgehen mit Mitarbeitern und mit Information?

Und noch einmal zurück zu Juncker, oder besser: zu den “Führern der Weltpolitik”, den Sprachrohren ihrer Völker. Ich bekenne mich als “Putinversteher”, nämlich in dem Sinne, daß ich seine Reden lese, seine Vorträge höre. Und ich sage: Der Mann redet KLARTEXT. Vergleichen Sie einmal eine Neujahrsrede von Putin mit einer von der – angeblich weltweit, von Medien und Politikern – geschätzten Bundeskanzlerin Merkel. Während Putin sich sachlich und analytisch begründet äußert und gleich hinzusetzt, was und wie er erforderliche Veränderungen angeht (und sich damit überprüfbar macht), sind die Neujahrsansprachen von Frau Merkel für mich wortwörtlich Hohlformeln, Gewäsch: sie sagen gar nichts und damit – natürlich – alles, was der geneigte Hörer oder “die Presse” in sie hineininterpretieren will. Mich stören die vielen opportunistischen, unsachlichen und gar willkürlich die bekannten Fakten verdrehenden, gleichwohl salbungsvollen und das Denken einschläfernden “Reden” und “Ansprachen” des Herrn Gauck, immerhin der höchste Repräsentant unseres Staates – und qua Amtes wäre er auch der oberste Wahrer der deutschen Kultur. Nochmal “Wie der Herr, so’s Gescherr”?

Ich empfehle dazu den Beitrag von Altkanzler Helmut Schmidt – einem angeblichen “Putinversteher” – zum Thema FÜHRUNG sowie sein ausgezeichnetes Buch “Die Mächte der Zukunft“.

Und noch eine Empfehlung: Hören sie die Rede von Putin auf der Valdai-Konferenz  (Oktober 2014 in Sotchi); nehmen Sie sich die Zeit, das Original zu hören, statt den Abklatsch – oder Abfall – in den großen Medien. Meine Überzeugung: Putin redet auch hier Klartext und weist eindeutig auf die Risiken dieser gefährlichen – oder von den “westlichen” Politikern als gefährlich herbeigeredeten und möglicherweise sogar von ihnen gefährlich provozierten – Zeit hin, und dann lesen Sie die täglichen Vorwürfe und Verleumdungen, die uns in den Massenmedien täglich “eindeutig” (mit einer Stimme beinahe) vorgesetzt werden, die letztlich zum Unwort des Jahres 2014, nämlich “Lügenpresse”, wesentlich beigetragen haben.

Das meines Erachtens wirklich Gefährliche ist, daß wir täglich Unwahrheiten und eindeutigen Lügen, bewußten und massiv vorgebrachten Verzerrungen und Auslassungen (auch praktischen UNTERlassungen) seitens Politik und Medien ausgesetzt werden, die mir eines bedeuten: Sie “leben in einer komplett anderen Welt”, die ich als realitätsfremd oder künstlich bezeichne, sie wollen Macht ausüben (obwohl sie dazu nicht fähig sind, meine Behauptung, weil sie PRAKTISCH nämlich gar nicht wissen, “wie man macht” = praktisch umsetzen/realisieren und diese Umsetzung konsistent FÜHREN), sie wollen Nimbus und Status erhalten – und bedienen sich dazu der “Macht”, mit der man “andere machen lassen kann”, nämlich des Geldes; und das stammt dazu noch zu einem guten Teil aus IHRER Tasche, es ist nämlich sauer erarbeitetes Steuergeld. Was gleichzeitig Hinweise erlaubt auf die “alternativlos” zwingend erforderlichen “Banken-Rettungen” (systemrelevant – für welches “System”?), statt etwa die Menschen Griechenlands vor der Verelendung zu retten. (Wie lange kennen Sie das Thema schon und die Versprechungen der deutschen politischen Elite? Sie können es schon nicht mehr hören? Ja, das ist alternativlos so beabsichtigt. Und dann? Überraschung!)

Im übrigen unterscheidet die Vorgehensweise von – nicht allen, klar – Politikern sich nicht von jener vieler – nicht allen, klar – Unternehmensmanagern: Manager – der Begriff ist abgeleitet vom lateinischen “manus” (die Hand). Managen müßte also bedeuten “handhaben können”. Ich bin im Laufe meines Berufslebens und durch viele Begegnungen mit Führungskräften aller Ebenen zu der Überzeugung gelangt, daß viele “Manager” heute gar nicht mehr wissen, wie man “Hand anlegt”, und weil sie es nicht mal wissen, es erst recht nicht anderen Menschen vormachen können. Aber sie “handlen” (eingedeutscht von “to handle”) viel Geld – und Tantiemen und Abfindungen. Sie veranlassen also mit dem Geld ihrer Geldgeber, ihrer Aktionäre, daß ANDERE etwas TUN. Dabei haben ihre Geldgeber doch sie bereits dazu veranlaßt (sie gekauft?), etwas zu tun. Ein Schelm, der Böses dabei denkt. Hoffnung dagegen habe ich bei Begegnungen mit vielen Nachwuchs-Führungskräften gewonnen. Die besinnen sich nämlich wieder auf den Begriff “Führung”, und der bedeutet im Kern “Mir nach, Kameraden” – und damit: Ich zeige Euch, WIE ICH ES MACHE! “Wir gemeinsam” machen/schaffen es.  Da kann man nicht viel lügen, denn dann funktionierte genau NICHTS mehr (im Krieg bedeutete dies meist sehr schnell den Tod), genau hier gilt die deutsche Volksweisheit “Lügen haben kurze Beine”. (Ich bitte um Verzeihung: DIESER Text wurde geschrieben, bevor Frau Merkel meinte “wir schaffen das” und dabei übersah, daß nicht nur ich, sondern viele andere Bürger Deutschlands sich nicht einfach durch ein billiges “wir” vereinnahmen oder gar bevormunden oder vor IHREN Karren spannen lassen.)

Hinweisen will ich hier noch auf die nicht vorhandene Finanzkrise von 2007/2008; Steinbrück mag mir gerne widersprechen, aber es fing mit einer Begriffsverwirrung oder besser Verschleierung an! Tatsächlich hatten wir eine BANKENkrise (wegen zu großer Spekulationen mit Computergeld/Luftgeld, heute auch “Geld aus dem Nichts” genannt), und weil – verständlich – die Banker das “überleben” und in ihrem Schlaraffenland bleiben wollten, nutzten sie ihre Medien und damit direkt und indirekt die Politiker, um aus der ganzen Sache eine “Finanzkrise” zu machen (in der sie ja zu dann eben noch wichtigeren “Akteuren” emporgehoben würden). Die einfachen Folgen der Kurzsichtigkeit und Gefügigkeit “unserer” Volksvertreter – und derjenigen anderer Länder sicher auch – war, daß die Logik schon damals besagte: Mache aus der Bankenkrise eine Finanzkrise, mache aus der Finanzkrise eine Wirtschaftskrise, mache aus der Wirtschaftskrise eine Gesellschaftskrise, mache aus der Gesellschaftskrise eine POLITISCHE Krise. (Und dann wird schnell der nächste Krieg an die Wand gemalt, entweder der Bürgerkrieg, oder einer gegen Nachbarn, oder ein “unsichtbarer”, niemals wirklich greifbarer, der “Krieg gegen den Terror”. Hatte nicht Merkel selbst mahnend den Finger gehoben und das Buch von Christopher Clark “Die Schlafwandler” – Wie Europa in den ersten Weltkrieg zog – ausdeuten wollen?)

Stellen wir also fest, daß es an Klarheit und Eindeutigkeit fehlte, und daß weder Motivation noch eigene Fähigkeiten herbeibefohlen werden können. Führung unter falscher Absicht und/oder ohne Kompetenz ist , wenn sie auch häufig noch zu desaströsen Ergebnisse führt, Volksverführung, oder spezifischer: Mißbrauch jedes Einzelnen.

Die Übergänge sind als “fließend” zu bezeichnen, und wir können die Merkmale der verschiedenen “Krisen” an allen Ecken und Enden täglich beobachten. Die ersten Anzeichen von politischen Krisen häufen sich inzwischen unübersehbar. Der wirkliche Knall ist noch gar nicht da; bisher war alles nur das Säuseln eines lauen Sommerwindes. Zu erwarten ist jedoch, daß die “Macher” die Spuren ihrer Verantwortlichkeit verwischen wollen, ob bewußt oder unbewußt. Und was eignet sich da am besten? Etwa ein neuer kalter oder gar heißer Krieg? An dem natürlich immer “Die Anderen” Schuld sind?

Wer also will am längsten “oben schwimmen” – und dann “nach uns die Sintflut”? Was genau bringt Milliarden Menschen in dieser Welt immer weiter an die Klippe (nochmals: die Selbstmordrate in Griechenland spricht Bände; bei uns erleben  wir längst das “Brot und Spiele” der alten Römer vor dem Zusammenbruch ihres Reiches, das heißt bei uns heute nämlich Hartz4 und Fußball-TV) oder gleich ganz in den Abgrund (siehe Chicago)  – und 0,1 Prozent der “Elite” an die Fleischtöpfe?

“Terror” ist unbegreiflich. Begreifen können Sie eine Bombenexplosion (wenn Sie dabei waren), begreifen können Sie einen Toten, Sie selbst können verletzt werden und Ihre Verletzung wortwörtlich begreifen, nämlich mit Ihrer Hand. Aber Krieg gegen den Terror? Das MUSS einfach ein ewiges Hirngespinst bleiben, weil “Terror” nicht begreiflich ist und damit auch nicht zu konkreten Strategie und Taktiken und operativen Maßnahmen führen kann, er also nicht bekämpf werden kann, sondern allenfalls einzelne praktische Aspekte. Aber vielleicht ist ja gerade DAS gewollt? Weil das unbegreiflich bleiben muß, kann man Ihnen doch beinahe jede Maßnahme als “alternativlos” darstellen, und beim besten Willen wären Sie kaum in der Lage zu widerlegen, was man Ihnen “verkaufen” – ja, zahlen müssen Sie nämlich auch noch dafür – will.

Ich werde später, so ich die Zeit haben werde, über die Funktion von Sprache und im Zusammenhang mit “Führung” mehr darlegen. Jedenfalls empfinde ich, daß es Menschen, Führungskräfte und Politiker gibt, die nicht nur sehr genau wissen, WAS sie sagen, sondern auch welche Bedeutungsdimensionen dies hat, und wie sie ihre Fähigkeiten zum WOHLE von möglichst vielen Menschen einsetzen. Und andere, die so gut reden können, daß auch ich ins Schwärmen kommen könnte, aber eben “hohl” sind, zeitraubend oder allenfalls partikuläre oder egoistische Interessen verfolgend.

Achten Sie ein wenig mehr auf SICH. Das ist kein Egoismus, sondern die Voraussetzung dafür, daß Sie auch achtsam mit Ihrer Umgebung umgehen können 🙂

 

Fortsetzung folgt: hier …

 

Dietmar Hannebohn

Dietmar Hannebohn

Dietmar Hannebohn ist seit 1977 selbständiger Strategie- und Kommunikationsberater