Meditation und Kontemplation
Da ich in Seminaren immer wieder darum gebeten werde, den Unterschied zwischen Meditation und Kontemplation zu erklären, denke ich, daß dieses Thema auf allgemeines Interesse stößt, und möchte deshalb in diesem Artikel darauf eingehen.
Zweck der Meditation
Der Zweck der Meditation ist, eine Erfahrung mit unserem wahren Wesen zu machen und zu erleben, wer und was wir wirklich sind. Die Wahrheit über unser Wesen zu erkennen schenkt uns wachsende innere Freiheit.
Weiterer Gewinn aus der Meditation
Zu den segensreichen Wirkungen der Meditation zählt: verbesserte Konzentrationsfähigkeit, Entspannung für Gemüt und Körper und dadurch größere Gesundheit, Verminderung von Streß, Stärkung des Immunsystems, größere mentale Klarheit. Emotionale Ausgeglichenheit, wachsendes geistiges Interesse und Gewahrsein, Bewußtseinserweiterung und Erweiterung schöpferischer Fähigkeiten. Und: das Unterscheidungsvermögen wird geschärft, Erweckung der Intuition (innere Führung), Verbesserung der eigenen Qualität und der Qualität des Lebens durch wachsende Freiheit der Wahlfähigkeit. Diese Entfaltung zeigt sich durch regelmäßge Meditation.
Meditationsmethoden
Es gibt mehrere wertvolle Meditationsmethoden. Ob wir die Aufmerksamkeit auf den Atem richten, ins dritte Auge, auf ein Mantra oder auf einen äußeren Fixpunkt – in allen Fällen handelt es sich um ein Sammeln auf einen Punkt.
Und es ist dieses Sich-Sammeln und nicht die Methode, was bewirkt, daß sich das Tor nach innen zum Wesensgrund oder Seinsgrund öffnet, und ich fühle, daß ICH BIN, eins bin mit der tätigen Gegenwart in mir und um mich herum.
Jede richtig geübte Meditation führt zum Gefühl des Einsseins mit allem Leben und erhebt das Bewußtsein über die Wahrnehmung der Dualität. Gute Ergebnisse in der Meditation erreichen wir durch Hingabe an den inneren Prozeß, in dem alles Wollen in uns schweigt und wir bereit sind, für die Zeit der Stille alles loszulassen, was uns gerade noch innen und außen bewegt.
Kontemplation
Während wir in der Meditation unsere Aufmerksamkeit auf einen Punkt sammeln und alle Gemütstätigkeit zum Schweigen bringen, lassen wir in der Kontemplation unsere Aufmerksamkeit um einen Gegenstand oder einen zu erforschenden Begriff oder Aspekt unseres wahren Wesens kreisen. Solange, bis sich uns das Betrachtete in seiner wahren Bedeutung vollkommen mitteilt (enthüllt oder offenbart).
Wenn wir zum Beispiel über die Bedeutung einer Eigenschaft (Liebe, Güte oder Harmonie) kontemplieren, bei ihr verweilen, erfühlen wir auch ihre Schwingung, bis wir schließlich in dieser Eigenschaft aufgehen, sozusagen mit ihr verschmelzen. Diesen Vorgang nennen wir auch bewußte Identifikation. Sie führt uns zu höherem Gewahrwerden und Gewahrsein, zu besserem Erkennen und Verstehen, da der Betrachtende eins wird mit dem, was er betrachtet.
Für das praktische Leben
Wir können auch über die Lösung eines Problems kontemplieren oder über den guten Ausgang einer bestimmten Sache, einer Situation oder über einen Text. Erfinder kontemplieren auch über eine Sache und “finden” dann eine Lösung in ihrem Bewußtsein. Im eigenen Innern also ist der Schatz angelegt (das Reich Gottes), den es auch dort freizulegen gilt, bevor wir ihn “außen” in Empfang nehmen können.
Kontemplation über das, was wir zu leben wünschen, heißt auch, den Geist vorausschicken in die Vorstellung, wie das Leben auch sein könnte, und so die zunächst innere und dann auch äußere Annahmefähigkeit für ein größeres Gutes schulen. Was wir uns im »Innern« vorstellen, stellt sich dann im »Äußeren« vor uns hin.
Literaturhinweise:
“Ja zum Leben” – Eine Sammlung, hrsg. von Günter A. Furtenbacher
“Meditation als Lebenshilfe” von Roy Eugene Davis
“Die Macht der Seele, erlebte Wirklichkeit” von Roy Eugene Davis
“Geistes-gegenwärtig leben” von Rosemarie Schneider
Rosemarie Schneider-Bassett
Rosemarie Schneider-Bassett war über 25 Jahre lang Autorin mit vielen hundert Veröffentlichungen und Audio-Kursen sowie Seminarleiterin in mehreren europäischen Ländern sowie in den USA.