Wahre Liebe (3)

Scheidung

Viele, die spirituell erwachen, lernen, wieder aufeinander zuzugehen und helfen sich im gegenseitigen Verständnis. Sie üben sich darin, ihre Gemütsvorgänge zu klären. Einige trennen sich trotzdem, weil sie keinen Sinn in ihrer derzeitigen Partnerschaft sehen. Der geistige Weg hilft ihnen, ihre Partnerschaft im beiderseitigen Verständnis behutsam und liebevoll zu lösen und notwendige äußere Dinge fair zu regeln. Wo jedoch die Scheidung schon passiert ist, bevor der eine oder andere Partner spirituell erwacht ist, und wo viel Konfliktstoff auf die Familien ausgeschüttet wurde, kommen wir nicht umhin, nach dem geistigen Erwachen nachträglich alles in Ordnung und in Harmonie zu bringen. Wir können keine wahre Liebe mit einem neuen Partner erfahren, solange wir das hinter uns Liegende nicht bereinigt haben – im eigenen Innern, was dann zur Harmonisierung außen führt. Unwissenheit führt zu Leid. Sobald wir die Zusammenhänge des Lebens verstehen, beginnt die Umwandlung durch Erkennen im eigenen Innern, und zwar hier zuerst. Das Leben fließt von innen nach außen, und von innen nach außen gesunden wir selbst und unsere Umgebung mit uns. Wir sind berechtigt, glücklich, gesund und erfüllt zu sein. Wir sollten es aber nicht von außen und von anderen fordern, glücklich zu sein oder uns glücklich zu machen.

Wir haben zu lernen, aus der Quelle des Lebens im eigenen Innern zu schöpfen, aus der Tiefe unseres Seins Frieden, Harmonie und wahre Liebe als Eigenschaft zu fühlen und zum Ausdruck zu bringen. Aus eigener Erfahrung kann ich berichten, daß es viele Jahre dauern kann, bis Menschen nach einer erkrankten und gebrochenen Beziehung wieder Vertrauen fassen und wir lange wahre Liebe und Frieden vorleben dürfen, ehe sich die Heilung auch in unseren Beziehungen vollzieht. Das mag uns manchmal so vorkommen, als würden nur nur im Verständnis wachsen, nachgeben, nicht mehr nachtragen, bis wir dann eines Tages im Austausch mit diesen Menschen erfahren dürfen, daß auch sie im Laufe der Jahre durch ihr Leben auf wunderbare Weise geschult wurden und im Verständnis gewachsen sind, wie wir auch. Wir lernen durch Einsicht oder durch Erfahrung, beide Wege führen letztlich zur Befreiung der Seelen aus dem Wirrwarr ihres Gemüts.

Partnerschaft in wahrer Liebe In unserer fortschreitenden Entwicklung kommen wir an den Punkt, wo wir erkennen, daß wir mit jedem anderen Menschen, der eine Partnerschaft mit uns wünscht, diese Partnerschaft leben können. Sobald wir die Wunden im eigenen Gemüt erkannt haben und nicht mehr nach außen projizieren, und falls wir es dennoch tun, dann doch sehr bald danach durchschauen, gibt es keine anhaltenden Begrenzungen mehr für eine wunderbare und beglückende Partnerschaft. Wir haben dann eine gewisse Reife- und Verständnisebene erlangt, auf der uns eine offene und ehrliche Beziehung möglich ist. Wir wissen, daß Verdrängen und Verbergen nichts Gutes bringt, und wir können aus diesem Verständnis heraus täglich miteinander üben, im Vertrauen und liebevoll das gewählte gemeinsame Leben erfüllend zu führen. Aus diesem Verständnis, dem Seelengewahrsein, heraus wählen wir eine Partnerschaft bewußt, wir treffen eine Entscheidung und handeln nicht aus der Emotion bedingter Liebe. Auf dieser Ebene gibt es keine »große« und »kleinere« Liebe. Wahre Liebe aus der Tiefe unseres Seins macht keine Unterschiede. Unterschiede macht immer nur das Gemüt.

Deshalb werden wir auf dieser Ebene feststellen, daß wir mit vielen Menschen eine Partnerschaft leben könnten. Doch ein Leben reicht dazu nicht aus. Deshalb vollziehen wir auf dieser Ebene eine bewußte Entscheidung, mit wem wir unser Leben in einer Partnerschaft teilen möchten. Wir werden dann auf andere wunderbare Menschen treffen und feststellen, daß wir auch mit ihnen leben könnten. Die Frage erhebt sich, welcher Sinn darin liegen mag, wie im Spiel ständig den Partner zu wechseln. Es gibt Menschen, die es geschafft haben, sich und ihrer Entscheidung treu zu bleiben und die gewählte Partnerschaft zu leben, insbesondere, wenn Kinder aus ihr hervorgegangen sind. Oft wissen wir den Wert einer solchen Familie erst zu schätzen, wenn sie auseinandergebrochen ist. Wo Menschen gelernt haben, ihr Ego zum Wohle aller zurückzunehmen, mag das zum Segen geworden sein, wenn der Mensch für sich daraus Reife erlangt hat. Hat jedoch ein Mensch eigene Bedürfnisse zurückgenommen und empfindet sich als Opfer, ist das für alle Beteiligten kein Segen. Sobald ein gewisser Teil des eigenen Gemüts geklärt ist, hören die unnötigen Ego-Spiele auf, die reife Menschen nicht mehr brauchen. Sie sind im Innern gefestigt und wissen um den Wert einer solchen Partnerschaft. Die eigene innere Festigkeit erlaubt dem anderen Partner den Freiraum, den er zu seiner eigenen Entfaltung braucht. Und Freiraum bedeutet nicht mehr Zügellosigkeit, wie noch in einer bedingten Beziehung.

Eine solche Partnerschaft mit Gott oder der Gegenwart des Guten als Dritten im Bunde ist alle Herrlichkeit auf Erden, ist ein Sich-fallen-Lassen im vollkommenen Vertrauen, ist wahre Erfüllung. Dabei erfahren wir auf wunderbare und heilbringende Weise: »Was von mir ausgeht, kehrt zu mir zurück«, und leben nicht in der Erwartung einer bedingten Liebe: “Du mußt es mir geben, damit ich es erwidern kann.”

Wahre Liebe ohne Partnerschaft Menschen, die den Zustand wahrer Liebe in sich verwirklichen, mögen sich auch einer größeren Aufgabe zuwenden, der sie bewußt und willentlich all ihre Zeit und Energie widmen. Wahre Liebe heißt Aufmerksamkeit schenken. Hier erhebt sich einfach die Frage, wieviel Aufmerksamkeit schenke ich meiner Aufgabe und wieviel Aufmerksamkeit widme ich persönlichen Beziehungen: Familienmitgliedern, Freunden und/oder einem Partner. Wahre Liebe hat die Freiheit der Wahl. Sie ist nicht mehr besitzergreifend. Sie wählt nicht eine Partnerschaft aus einem Bedürfnis. Sie muß nicht haben, um zu sein. Sie empfängt Partnerschaft dankbar als Geschenk. Eine Beziehung in wahrer Liebe und mit ihr alle Herrlichkeit auf Erden voll erlebt zu haben, wenn auch nur für eine kurze Zeit, schafft vielleicht erst die Voraussetzung, in wahrer Liebe und Erfüllung einem größeren Ganzen zu dienen. Viele Stufen im Leben sind dann gelebt und liegen hinter uns. Wer sie noch nicht erfahren hat (und das ist meine Beobachtung unter Hunderten von Seminarteilnehmern), hat Sehnsucht danach. Er lebt im Gefühl, etwas versäumt zu haben und wird deshalb Ausschau nach ihr halten.

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Rosemarie Schneider-Bassett

Rosemarie Schneider-Bassett

Rosemarie Schneider-Bassett war über 25 Jahre lang Autorin mit vielen hundert Veröffentlichungen und Audio-Kursen sowie Seminarleiterin in mehreren europäischen Ländern sowie in den USA.